Einsendungen Jubiläumsjahr

Für das 60-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Nantes und Saarbrücken rief die Landeshauptstadt Saarbrücken im Frühjahr 2025 die Stadtbevölkerung dazu auf, ihre Städtepartnerschaftsgeschichten zu erzählen.

In dem Zeitraum von 1965 bis heute konnten viele Bewohnerinnen und Bewohner Nantes und Saarbrückens bereits von den Austauschmaßnahmen in den verschiedensten Bereichen profitieren, aber es sollen auch viele noch folgen.

Schulaustausch 1966

Schulklasse Austausch Saarbrücken-Nantes 1966 - Birgit Götz

Schulklasse Austausch Saarbrücken-Nantes 1966 - Birgit Götz

Schulklasse Austausch Saarbrücken-Nantes 1966 - Birgit Götz

"Im Frühjahr 1966 nahm ich, damals fünfzehneinhalb Jahre alt, mit vielen Mitschülerinnen des Rotenbühlgymnasiums am Schüleraustausch mit Nantes teil. Dort erwartete mich eine sehr nette Gastfamilie mit ihrer Tochter Annie und Cockerspaniel Magui.

Die Eltern waren beide Lehrer und die Tochter eine sehr fleißige ehrgeizige Schülerin. Da war ich zunächst ein bisschen enttäuscht, denn Annie entsprach nicht dem Bild, das ich mir von einem jungen französischen Mädchen gemacht habe, sie war genau so brav wie ich, noch ein bisschen jünger und es war nichts mit tanzen gehen, Party machen oder französische Chansons hören.

Annie nahm auch nicht mit mir am offiziellen Programm teil, weil sie keinen Schulunterricht versäumen wollte. Aber in der freien Zeit machte die Familie mit mir Spazierfahrten und Besichtigungen und ging mit mir in ein feines Restaurant Langustinen essen. Besonders der Gastvater war sehr bemüht, mit mir langsam und deutlich Französisch zu sprechen, damit ich nur ja alles verstehe, und wenn es einmal nicht klappte, half er mit seinem selbst erlernten Deutsch aus. Ich habe mich in der Familie sehr wohl gefühlt.

In Nantes habe ich auch meine ersten Crêpes gegessen und in La Baule, wo wir zu einem Empfang mit vielen Reden eingeladen waren, sah ich zum ersten Mal den Atlantik und den Strand.       

Gegenbesuch in Saarbrücken

Annie kam im September zu einem Gegenbesuch nach Saarbrücken, zum offiziellen Programm gehörte zum Beispiel eine Schifffahrt auf dem Rhein. Meine Eltern fuhren mit uns nach Bad Dürkheim auf den Wurstmarkt und kauften Annie ein großes Lebkuchenherz, das noch Jahrzehnte in ihrem Zimmer hing. Jahre später kam die französische Familie mit ihrem Wohnwagen nach Saarbrücken, um auch meine Familie kennenzulernen.

Ja, Annie und ich sind bis heute in Kontakt, auch wenn die Briefe in den ersten 10 Jahren eher kurz und höflich waren. Wir machten beide Abitur und studierten und ich heiratete 1972. Zur Hochzeit kam ein Geschenk aus Nantes und eine Einladung zu einem Besuch nach St. Marguerite/Pornichet. Dort hatte die Familie mittlerweile ein großes Grundstück, einen ehemaligen Campingplatz, erworben, wo sie die Ferien in ihrem Wohnwagen verbrachte.

Es dauerte allerdings 4 Jahre, bis wir nach einem Campingurlaub in der Nordbretagne diese Einladung annehmen konnten. Wir wurden beide auf das Herzlichste begrüßt, konnten unser kleines Zelt aufbauen und wurden mehrere Tage kulinarisch verwöhnt.

Auch die Grand-mére [grand-mère], die uns ins Herz geschlossen hatte, war vor Ort und strengte sich sehr an, den Namen meines Mannes, Jürgen, richtig auszusprechen, indem sie an "Yaourt", also Joghurt dachte.

Tagsüber gingen wir zu Fuß zum Strand, abends saßen wir zum Essen und Erzählen zusammen. Oder wir gingen zusammen Crêpes essen. Meine Gastmutter Léone teilte mit mir Kochrezepte, zeigte mir, wie man Austern öffnet und isst. Mein Gastvater Bernard war bemüht, uns unsere Grammatikfehler abzugewöhnen und erklärte uns immer wieder, was wir falsch machen. Er erläuterte uns auch die Geschichte der Bretagne, erklärte uns das bretonische Wappen und sprach über die Bedeutung von Anne de Bretagne und vieles mehr.

Ich schaue dankbar auf (für mich persönlich) 59 Jahre deutsch-französische Freundschaft zurück. Birgit Götz

Dieses Treffen war der Anfang eines noch viel intensiveren Kontaktes mit der ganzen Familie, denn es blieb nicht bei diesem einen Urlaub. Wir wurden eingeladen, immer wieder zu kommen, beim nächsten Mal mit Wohnwagen und nach und nach mit 1-3 Kindern und später mit Wohnmobil. Unsere französischen Freunde hatten inzwischen ihren Wohnwagen durch ein Ferienhaus ersetzt.

Ich werde dieses Jahr 75 Jahre alt und mit Annie und ihrem Mann habe ich immer noch ein sehr herzliches Verhältnis, auch wenn wir beide einen völlig unterschiedlichen Lebensentwurf haben. Ich bin (pensionierte) Lehrerin und Mutter von drei Kindern und drei Enkelkindern, Annie hat Mathematik studiert, ist Professorin für Mathematik an der Uni in Paris und reist zu Vorträgen und wissenschaftlichen Treffen in der Welt herum.

Aber wir haben in all den Jahren Freud und Leid miteinander geteilt, zuerst in Briefen, dann in Emails und schließlich per WhatsApp. Solange Léone und Bernard lebten, waren sie sehr an einem Kontakt mit mir und an meinem Wohlergehen und dem meiner Familie interessiert, wie auch umgekehrt.

Wir hatten ein sehr intensives inniges Verhältnis zueinander. Noch heute habe ich, wenn ich an sie denke, ein warmes Gefühl im Herzen. Auch die Liebe zur Bretagne ist geblieben, es ist unsere Lieblingsurlaubsregion.

Langjährige Kooperationen mit Nantes im Kulturbereich

Norbert Küntzer arbeitete ein Jahr in der Partnerstadt Nantes und brachte so immer wieder nach Saarbrücken ein bisschen Nanteser Flair, vor allem im Bereich der Kultur. Auch vor Ort in Nantes konnte er dazu beitragen, dass die Menschen über ihre Partnerstadt informiert wurden. Einige konkrete Projekte werden anhand von Archivmaterial vorgestellt.

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Initiative der damaligen kommunalen Frauenbeauftragten

Treffen der Frauenzentren aus Saarbrücken und Nantes - Annette Keinhorst

Treffen der Frauenzentren aus Saarbrücken und Nantes - Annette Keinhorst

Treffen der Frauenzentren aus Saarbrücken und Nantes - Annette Keinhorst

"Mitte der Neunziger Jahre herrschte Aufbruchsstimmung in Frauenpolitik und Frauen(projekte)szene. So fiel eine Initiative der damaligen kommunalen Frauenbeauftragten Christa Piper auf fruchtbaren Boden: Die Feministinnen Saarbrückens waren geladen und kamen neugierig ins „Fraueninfo Josephine“ am St. Johanner Markt. Es sollte einen Städtepartnerschafts-Abend mit frauenpolitischem Austausch und mehrgängigem französischem Menu geben! Besonders beeindruckend: die Nanteserinnen vom Frauenzentrum „Espace Simone de Beauvoir“ diskutierten nicht nur gern, sie hatten auch sämtliche Zutaten des Abends in einem Kleinwagen aus der Bretagne persönlich herbeigeschafft und für uns gekocht! Es wurde ein wahrlich völkerverbindender Abend.

Der erste Gegenbesuch erfolgte schon im September 1996: als handverlesene Saarbrücker Frauendelegation reisten wir in die Bretagne und erlebten die dortige Frauenszene aus nächster Nähe: vom festlichen Dinner im Rathaus bis zur sprachlich anspruchsvollen Debatte über Frauenbewegung und „Les Femmes et la Vie Politique – La Parité!“ Und diesmal kochten die Saarbrückerinnen vom Fraueninfo Josephine in der Partnerstadt.

Rückbesuch in der Saarbrücker Frauenbibliothek

Vor allem aber überzeugte uns die leichtfüßige Verbindung von Kulinarik und Frauenpolitik, die schnell sprachliche und ideologische Barrieren überwand und viele Jahre freundschaftlicher Begegnungen zur Folge hatte. Annette Keinhorst

Drei Jahre später besuchte eine Nanteser Frauendelegation die Saarbrücker Frauenbibliothek und informierte sich über Möglichkeiten, eine feministische Bibliothek im Nanteser „Espace“ aufzubauen, mit Erfolg!

Freundschaftlich-feministisch gab es viele Anknüpfungspunkte, aber auch musikalisch verband Saarbrücken und Nantes bald eine Partnerinnenschaft.

Der Saarbrücker Gemischte Damenchor und der Nanteser Frauenchor „Nota Bene“ besuchten sich gegenseitig mit fulminanten Konzertaufführungen und vertieften so die Freude an den leisen und lauten Tönen im Frauenchorgesang.

Studienreise der Deutsch-Französischen Gesellschaft Saar

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Diese Einsendung stammt von Hans-Klaus Simon. In einem Video hielt er Eindrücke der 5-tägigen Studienreise der Deutsch-Französischen Gesellschaft Saar im Sommer 2012 fest. Auf dem Programm standen der Besuch der Partnerstadt Nantes sowie der Insel Noirmoutier und der Halbinsel Guérande.

Deutsch-Französische Wanderruderfahrt im April 2025

Wanderruderfahrt Saarbrücken-Nantes, April 2025 - Ruderclub Undine Saarbrücken - Léo Lagrange Nantes

Wanderruderfahrt Saarbrücken-Nantes, April 2025 - Ruderclub Undine Saarbrücken - Léo Lagrange Nantes

Wanderruderfahrt Saarbrücken-Nantes, April 2025 - Ruderclub Undine Saarbrücken - Léo Lagrange Nantes

"Bereits seit Jahren bestehen Kontakte zwischen Ruderern aus Saarbücken und Nantes.
Nach einem gemeinsamen Rudertag auf der wunderschönen Erdre bei Nantes im vergangenen Jahr kamen nun 14 Gäste des Ruderclubs Léo Lagrange aus Nantes nach Saarbrücken. Geplant war eine Wanderruderfahrt zusammen mit Ruderern der Saarbrücker Rudergesellschaft Undine (SRG-Undine) von Saarbrücken nach Trier.

Schon beim ersten gemeinsamen Abendessen kam es zu einem lebhaften Austausch über die Besonderheiten unserer grenznahen Region, die politische Geschichte zwischen Frankreich und Deutschland, die kulturelle Nähe und den Einfluss des Bergbaus beiderseits der Grenze. Die sprachlichen Barrieren, auch im Hinblick auf das geplante gemeinsame Rudern, konnten rasch überwunden werden.

Die Aussicht auf Regen am ersten Rudertag konnte die gute Laune dieses ersten Abends nicht trüben.

Neben dem Rudern sollten die französischen Gäste auch bedeutsame Orte der Region kennenlernen. Die Führung durch das Weltkulturerbe Völklinger Hütte (natürlich in frz. Sprache) wurde als spannend und sehr interessant erlebt. Der „guide“ im Weltkulturerbe hat unseren Gästen aus Nantes sehr lebendig und kompetent diesen Teil der Geschichte unserer Region nähergebracht. Er hat die vielen Fragen detailliert beantwortet. Vielen Dank dafür!

Gemeinsam rudern, kochen, "parlieren"

Beim Abschied in Trier stand fest: Dies wird nicht das letzte Treffen sein. Ruderclub Undine mit Léo Lagrange

Das Rudern wurde wegen der Wettersituation erst ab Saarlouis begonnen. Hier beginnt der landschaftlich grünere Teil des Saarufers. Nachdem unsere Gäste zunächst in Saarbrücken privat beherbergt worden waren, war das darauffolgende Ziel Dreisbach. Dort befindet sich ein Bootshaus des Saarländischen Ruderbundes mit Unterkünften in Selbstversorgung.

Dreisbach an der Saarschleife ist sehr idyllisch gelegen. Trotz Rudern von Saarlouis nach Dreisbach wanderten wir im Anschluss noch zum Aussichtspunkt an der Cloef. Auch für unsere Gäste war dies ein besonderes Erlebnis. Und die Vorfreude auf das Rudern „auf der Saarschleife“ am darauf folgenden Tag wuchs.

Das Miteinander in der deutsch-französischen Gruppe klappte ab dem ersten Zusammentreffen wie von selbst: vom Vorbereiten der Boote über das Zubereiten der Mahlzeiten, das Erstellen einer Liste deutsch- französischer Fachausdrücke zum Rudern und natürlich das Rudern selbst.

So ging es weiter von Dreisbach nach Saarburg und schließlich, am letzten gemeinsamen Rudertag, von Saarburg nach Trier. Unser Austausch war lebendig, es wurde viel gelacht und „parliert“.

Die Gäste aus Nantes haben noch eine Nacht in Trier verbracht und die älteste Stand Deutschlands erkundet.