Albert Weisgerber, Jahrmarkt in St. Ingbert II, 1906 - Raphael Maaß

Albert Weisgerber, Jahrmarkt in St. Ingbert II, 1906 - Raphael Maaß

Albert Weisgerber, Jahrmarkt in St. Ingbert II, 1906 - Raphael Maaß

Bilder / Schicksale. Provenienzforschung und „Entartete Kunst“

Mit dieser Präsentation gibt die Moderne Galerie Einblicke in zwei Themenfelder, die die Sammlungsgeschichte des Saarlandmuseums bis heute prägen. Seit 2015 widmet das Saarlandmuseum sich der systematischen Aufklärung der Eigentumsgeschichte seiner Bestände. Im Sinne der Washingtoner Konferenz von 1998 geschieht dies vorrangig mit dem Ziel, einen NS-verfolgungsbedingten Verlust früherer Voreigentümer auszuschließen.

Anhand von zehn prägnanten Fallbeispielen gibt die Ausstellung Einblicke in die Rechercheverfahren und Fragestellungen heutiger Provenienzforschung. Gleichzeitig veranschaulicht sie den Umgang mit problembelasteten Werken und die Möglichkeiten einer gütlichen Einigung zwischen dem Museum und den Nachfahren der rechtmäßigen Eigentümer. Über deren Schicksale und die Geschicke ihres Kunstbesitzes informieren ausführliche begleitende Dossiers sowie unterschiedliche digitale Medien.

Zahlreiche der vorgestellten Objekte entstammen der 1982 an das Saarlandmuseum übergegangenen saarländischen Privatsammlung Kohl-Weigand, in der sich bereits mehrfach NS-verfolgungsbedingt entzogener Kunstbesitz identifizieren ließ. Neu aufgenommen wurden Ergebnisse aus dem aktuell noch laufenden Forschungsprojekt zu den etwa 1100 Handzeichnungen und Aquarellen von Max Slevogt, Albert Weisgerber und den Brücke-Künstlern Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Max Pechstein.

Die Provenienz von Arbeiten auf Papier ist oft schwieriger aufzuklären als bei Gemälden. Eine eindeutige Identifizierung anhand von Auktions- und Ausstellungskatalogen erweist sich häufig als problematisch, weil diese Werke selten abgebildet wurden und die Angaben zu Maßen, Material und Technik oft nur summarisch sind. Die angegebenen Titel haben in der Regel eher beschreibenden Charakter und sind weniger festgelegt als bei Gemälden.

So ist zuweilen eine fast detektivische Vorgehensweise bei der Erforschung von Herkunft und Vorbesitzern der Zeichnungen vonnöten. Exemplarische Fälle aus der Sammlung geben den Besucher*innen spannende Einblicke in diesen Bereich der musealen Forschung.

Eine weitere Dimension der NS-Diktatur und ihres Kunstwesens manifestiert sich im Phänomen der „Entarteten Kunst“. Diesem Themenfeld widmet die aktuelle Präsentation einen zweiten maßgeblichen Schwerpunkt. Die politische Instrumentalisierung von Kunst und Kultur während der NS-Zeit und die Rolle der propagandistischen Feme-Ausstellung „Entartete Kunst“ ab 1937 werden in der Ausstellung anhand von Werken aus dem Sammlungsbestand sowie zahlreichen Informationstools wie Tablets mit weiterführendem Text- und Videomaterial und einem interaktiven Rundgang für das Smartphone vermittelt.

Unter anderem gilt das Augenmerk den Beschlagnahmungen moderner Kunst durch die NS-Behörden, von denen auch die Vorgängerinstitution des Saarlandmuseums betroffen war: Fast 300 Arbeiten, darunter viele Meisterwerke der zeitgenössischen Avantgarde, gingen dem Staatlichen Museum Saarbrücken 1937 verloren.

Die Ausstellung zielt darauf, die mit der Aktion „Entartete Kunst“ verbundenen historischen Ereignisse und politischen Leitbilder, ihre ethische Problematik und aktuelle Relevanz in Kontext zu setzen und mit betroffenen Kunstwerken aus der Sammlung des Saarlandmuseums greifbar zu machen.

Präsentiert werden sowohl Arbeiten, die Teil der Feme-Ausstellung „Entartete Kunst“ von 1937 waren als auch Werke, die der „Säuberungsaktion“ in Saarbrücken bemerkenswerterweise entgingen oder die auf unterschiedliche Weise ihren Weg zurück in die Sammlung fanden.

Veranstaltungsdetails

Art:
Ausstellung
Ort:
Saarlandmuseum - Moderne Galerie
Bismarckstraße 11-15
66111 Saarbrücken
Telefon:
+49 681 9964234
Internet:
www.modernegalerie.org
Datum:
30.04.2024 - 10:00 Uhr bis 30.04.2024 - 18:00 Uhr
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