Parastou Forouhar, dokhtaran e enghelab (Frauen der Revolutionsstraße), aus der Serie „Papillon Collection II“, 2020-2023 (Detail), Digitale Zeichnung, gedruckt auf Photo-Rag - Parastou Forouhar, 2023

Parastou Forouhar, dokhtaran e enghelab (Frauen der Revolutionsstraße), aus der Serie „Papillon Collection II“, 2020-2023 (Detail), Digitale Zeichnung, gedruckt auf Photo-Rag - Parastou Forouhar, 2023

Parastou Forouhar, dokhtaran e enghelab (Frauen der Revolutionsstraße), aus der Serie „Papillon Collection II“, 2020-2023 (Detail), Digitale Zeichnung, gedruckt auf Photo-Rag - Parastou Forouhar, 2023

Women – Life – Freedom

Künstlerinnen aus dem Iran

Um die aktuelle iranische Bewegung „Frau Leben Freiheit“ zu unterstützen, bei der Frauen mutig für ein selbstbestimmtes und freies Leben kämpfen, hat das Saarlandmuseum kurzfristig eine Ausstellung ins Programm aufgenommen.

Der gewaltsame Tod von Zhina Mahsa Amini im September 2022 hat im Iran und weltweit eine Lawine des Protestes ausgelöst. Die junge, 22 Jahre alte Frau war von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie ihr Haar nicht vorschriftsgerecht unter dem Hijab getragen hatte. In Polizeigewahrsam wurde Mahsa Amini so misshandelt, dass sie wenige Tage später starb.

Im Erweiterungsbau der Modernen Galerie werden jüngste Positionen dieser international tätigen, aus dem Iran stammenden Künstlerinnen gezeigt, die ihre Heimat aus politischen Gründen verlassen mussten und derzeit in unterschiedlichen Ländern der Welt leben und arbeiten. Die Prints, Videos, Installationen und Objekte wurden in Auseinandersetzung mit der aktuellen Situation geschaffen und sind größtenteils erstmals öffentlich zu sehen.

Die Künstlerinnen:

Parastou Forouhar wurde 1962 in Teheran geboren, seit 1991 lebt und arbeitet sie in Deutschland. Sie ist Professorin für Bildende Kunst an der Kunsthochschule Mainz der Johannes-Gutenberg-Universität. Ihre Eltern – Vertreter der politischen Opposition – wurden 1998 in ihrem Haus in Teheran im Auftrag des Geheimdienstes ermordet. Jedes Jahr reist Parastou Forouhar zum Jahrestag ihres Todes nach Teheran, um eine Gedenkveranstaltung zu organisieren und die Aufklärung der politischen Morde im Iran einzufordern.

Für die Ausstellung hat die Konzeptkünstlerin und Aktivistin eine über 15 Meter lange Tapetenwand mit computeranimierten Bildsequenzen erstellt. Die Bildstrecke ist überwuchert von einem Meer aus menschlichen Augen, die dem Publikum ein Gefühl des Beobachtet- und Überwachtwerdens vermitteln. Auch bei acht neu geschaffenen Werken der Serie „Papillon Collection II“ löst die buntflächige ornamentale Schönheit Unbehagen und Brisanz aus.

Bei näherer Betrachtung verwandeln sich die scheinbar ornamentalen Muster in reale Szenen von Unterdrückung, Aufstand und Ausgeliefertsein – ein Spiegel der prekären und lebensbedrohlichen Situation, der aktuell besonders Frauen unter den verschärften Bedingungen im Iran ausgesetzt sind.

Homa Emami wurde 1955 in Shahabad Gharb - Islamabad (Iran) geboren, seit 1986 ist sie in Deutschland. Sie lebt und arbeitet in Köln und Brühl. Die Auseinandersetzung mit dem Thema „Heimat“ bildet einen Schwerpunkt im Werk der Bildhauerin und Malerin. In dem Objekt „Rüstung des Widerstands“, 2023, arbeitet sie mit Ringen aus abgeschnittenem Frauenhaar: einem vergänglichen, zarten und durch die jüngsten Proteste symbolisch stark aufgeladenen Material.

In „Dokumente der Zeit“, 2023, greift sie auf archivalische und wissenschaftliche Ordnungssysteme zurück. Haarsträhnen, die Frauen sich demonstrativ bei Protestaktionen abgeschnitten haben, werden sortiert und datiert und überdauern in Homa Emamis künstlerischer Forschungstätigkeit als zeitgeschichtliche Zeugnisse.

Samira Hodaei, geboren 1981 in Teheran, lebt und arbeitet in Berlin. In ihren Arbeiten vereinigt sie Alltagsobjekte mit Malerei. Die Arbeit „An Empty Sofreh“, 2022, wird in Saarbrücken erstmals dem Publikum gezeigt. Für diese „leeren Tischtücher“, die an den Nahrungsmittelmangel in ihrer Heimat erinnern, nutzt die Künstlerin präparierte Stoffbahnen, die in Handarbeit mit Mustern bedruckt, bei Musterfehlern aber aussortiert werden.

Die Ausschussware gestaltet sie mit dicht gesetzten Punkten aus Glasfarbe. Die Installation "Cinema Europe" aus dem Jahr 2018 ruft die Erinnerung an das gleichnamige Filmtheater im Herzen Teherans wach: ein Erinnerungsraum, der freien Austausch und universelle Eindrücke garantierte, an dessen einstige Lebendigkeit und Offenheit eine Reihe von gemalten Frauenportraits erinnert.

Simin Keramati wurde 1970 in Teheran geboren. Sie lebt und arbeitet in Toronto. In ihren multidisziplinären künstlerischen Projekten mit Malerei, Zeichnung, Video- und Medienkunst beschäftigt sie sich besonders mit sozial-politischen Themen. In Saarbrücken präsentiert sie eine bislang noch nicht gezeigte Videoarbeit aus dem Jahr 2023: „Unsolicited love letters“.

Das Werk handelt von Liebe, Krieg, Tod und den Ursachen für Emigration, dargestellt anhand der Liebesgeschichte von „Layli and Majnun“, einem Äquivalent zu Shakespeares „Romeo und Julia“, geschrieben von dem persischen Dichter Nizami Ganjavi (1141-1209). In der Videoarbeit schreibt Layli Liebesbriefe an den toten Majnun und führt ein Leben in der Moderne weiter.

Roshi Rouzbehani wurde 1985 in Teheran geboren. Sie lebt und arbeitet als freiberufliche Illustratorin in London. Sie ist für Zeitungen („The New Yorker“, „The Guardian“, „The Washington Post“, „Die Zeit“), aber auch für Amnesty International tätig. Sie ist Illustratorin und Autorin des Bandes „50 inspiring Iranian Women“. In ihren Graphiken – Portraits und inhaltlichen Statements – widmet sie sich sozialen Belangen.

Engagiert setzt sie sich für Geschlechtergerechtigkeit ein. Die Ermächtigung von Frauen – „women’s empowerment“ – steht im Zentrum ihrer Arbeit. Ihre Werke sind auf klare Les- und Erkennbarkeit hin komponiert, die flächige und bunte Gestaltung ist ornamental inspiriert. Zentrale Gesten und Momente bestimmen ihre Motive, in denen sie iranische Bildtradition und westliche Plakatgestaltung verbindet.

Jinoos Taghizadeh, geboren 1971, stammt aus Teheran. Derzeit lebt und arbeitet sie in Kanada. Die multimedial schaffende Künstlerin, Geschichtenerzählerin und Aktivistin ist ausgebildete Bildhauerin und literarische Dramatikerin, Malerin, Druckgraphikerin, Performerin und Videokünstlerin. Leidenschaftlich sprengt sie immer wieder etablierte Grenzen der traditionellen Kunst und stellt sich der Herausforderung politischer Themen.

Ihre Serie von Drucken spielt mit solchen Grenzerweiterungen, die surreal anmuten. Sie bringt gestrandete Wale in Zusammenhang mit Kulissen iranischer Sehenswürdigkeiten. Die großen Meerestiere liegen auf menschenleeren Plätzen, vor Moscheen in Isfahan oder dem Theater und der Universität von Teheran.

Veranstaltungsdetails

Art:
Ausstellung
Ort:
Saarlandmuseum - Moderne Galerie
Bismarckstraße 11-15
66111 Saarbrücken
Telefon:
+49 681 9964234
Internet:
www.modernegalerie.org
Datum:
26.04.2024 - 10:00 Uhr bis 26.04.2024 - 18:00 Uhr
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