Beginn der Freundschaft

Am 8. April 1965 reiste eine Delegation aus Saarbrücken, angeführt vom damaligen Oberbürgermeister Fritz Schuster, nach Nantes um mit dem Stadtoberhaupt André Morice in einem Freundschaftsvertrag die Städtepartnerschaft zu besiegeln. Am 27. April 1965 beschloss der Stadtrat von Nantes einstimmig, die Partnerschaft mit Saarbrücken einzugehen. Doch alles begann – wie so oft – mit einer erbitterten Feindschaft.

Aus Feindschaft wird Freundschaft

Jean Porhiel - Zur Verfügung gestellt vom Zentrum für Bildung und Beruf - ZBB

Jean Porhiel - Zur Verfügung gestellt vom Zentrum für Bildung und Beruf - ZBB

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Im Zweiten Weltkrieg geriet der französische Soldat Jean Porhiel in Schlesien in deutsche Kriegsgefangenschaft. Neben allem Leid erlebte der Soldat aus Nantes auch Menschlichkeit und Freundlichkeit. Geprägt durch die Schrecken des Ersten und Zweiten Weltkrieges, doch auch durch die menschlichen Begegnungen und Freundschaften mit dem angeblichen „Erbfeind“, verfolgte der Franzose fortan ein Ziel: "In dieser Zeit der Gefangenschaft reifte in mir der Entschluss, mich nach meiner Heimkehr – falls ich den Krieg überleben sollte – der Versöhnung der Völker zu widmen.Diesem Vorsatz und meinem Gelübde bin ich bis heute treu geblieben.".

Im Mai 1945 kehrte Porhiel aus der Kriegsgefangenschaft nach Nantes zurück. Bald darauf gründete er eine Regionalzeitung, aus der später das Nanteser Blatt „Presse Océan“ hervorgehen sollte. Damit hatte er ein geeignetes Forum für seine Mission gefunden. Von nun an setzte er sich für den Aufbau einer deutsch-französischen Freundschaft ein, die die alten Feindbilder in Vergessenheit geraten lassen sollte.

Zeichen der Versöhnung

1960 wurde in Saarbrücken als Zeichen der Versöhnung der Deutsch-Französische Garten eröffnet. Das Ereignis stieß in der Atlantikstadt Nantes auf das Interesse des städtischen Gartenbaudirektors Plantiveau. Man reiste nach Saarbrücken, um den neu gegründeten Garten zu studieren. Es kommt zu ersten Kontakten mit dem Saarbrücker Brauereibesitzer Gottfried Bruch und dem städtischen Angestellten Bernhard Güth. Aufgrund der gegenseitigen Sympathie wurde das Ziel gesetzt, in Verbindung zu bleiben und besonders den Kontakt zu Saarbrücker Gartenfachleuten zu pflegen.

Als 1963 die Garten- und Blumenausstellung „Floralies Internationales de Nantes“ stattfand, empfing man eine offizielle Delegation aus Saarbrücken. Während des Besuchs erwog man zum ersten Mal den Gedanken einer Städtepartnerschaft zwischen Nantes und Saarbrücken. In Bernhard Güth fand Jean Porhiels einen Freund und Mitstreiter. Porhiel begann außerdem, Kontakte zur Saarbrücker Zeitung zu knüpfen, um in beiden Regionalzeitungen den Gedanken einer Städtepartnerschaft voranzutreiben. 1964 lernte Porhiel den Saarbrücker Oberbürgermeister Fritz Schuster kennen und warb für seine Idee.

Reger Austausch

Die Besuche und Kontakte zwischen den beiden Städten wurden intensiviert: Es kam zu ersten Schüleraustauschen, Gäste aus Nantes besuchten touristische und kulturelle Veranstaltungen in Saarbrücken, die „Scouts de France“ – eine französische Pfadfindergruppe – trafen sich mit den St. Georgs Pfadfinder/-innen aus Saarbrücken, die „Cercle Parachutiste Nantaise“ schließen eine Partnerschaft mit der Fallschirmspringergruppe des „Aero-Clubs-Saar".

Der Jugend, die die Partnerschaft mit Nantes schon längst realisiert hatte, und dem unermüdlichen Wirken und Werben Jean Porhiels für einen Freundschaftsvertrag zwischen den beiden Städten, ist es letztendlich zu verdanken, dass die Politik begann, ihre Partnerschaftsambitionen zu intensivieren.

Beschluss zur Partnerschaft

Wir wollen sein ein Herz, das man beiderseits der Grenzen schlagen hört. Möge auf dem Fundament dieser Partnerschaft ein konstruktives, zutiefst menschliches Werk entstehen - ein Europa, das die Grenzen beseitigt. Theis, Werner: 25 Jahre deutsch – französischer Freundschaftsvertrag, Städtepartnerschaft Saarbrücken – Nantes, Landeshauptstadt Saarbrücken (Hg.), 1988; S. 41

Am 15. Dezember 1964 beschloss der Stadtrat in Saarbrücken einstimmig eine Partnerschaft mit Nantes einzugehen und im folgenden Jahr reiste man nach Nantes um dort am 8. April 1965 die Urkunde zu unterzeichnen. Jean Porhiel, „Monsieur Jumelage“, wie er inzwischen in Nantes genannt wird, heißt die Gäste aus Saarbrücken am Bahnhof willkommen. Ganz in seinem Sinne äußerte sich Oberbürgermeister André Morice anlässlich eines Banketts im Rathaus unter dem Applaus der Anwesenden.

Der einstimmige Beschluss des Nanteser Stadtrates, mit Saarbrücken eine Städtepartnerschaft einzugehen, erfolgte am 27. April. Damit war die offizielle Freundschaft zwischen den beiden Städten besiegelt.

Jean Porhiel wurde am 3. November 1987 zum Ehrenbürger der Stadt Saarbrücken ernannt.