Freitag, 20. Januar 2023

60 Jahre Élysée-Vertrag: Engere Zusammenarbeit von Saarbrücken und Metz angestrebt

Am Freitag, 20. Januar, trafen sich der Saarbrücker Oberbürgermeister Uwe Conradt und der Metzer Oberbürgermeister François Grosdidier anlässlich des 60-jährigen Jubiläums des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages in Metz.

OB Conradt mit OB Grosdidier zu Besuch in der Ecole primaire de la Seille in Metz - LHS

OB Conradt mit OB Grosdidier zu Besuch in der Ecole primaire de la Seille in Metz - LHS

OB Conradt mit OB Grosdidier zu Besuch in der Ecole primaire de la Seille in Metz - LHS

Sie vereinbarten, weitere Potenziale zur Intensivierung der Zusammenarbeit im kulturellen, sportlichen und touristischen Bereich zukünftig auch im Rahmen der Zusammenarbeit im Städtenetz QuattroPole auszuloten.

Der Élysée-Vertrag wurde 1963 geschlossen. Er bildete die Grundlage für eine Annäherung und engere Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich sowie für die weitere europäische Integration.

Die Oberbürgermeister sind sich einig in ihrer Verantwortung, den Élysée-Vertrag von 1963 und seine Ergänzung, den Aachener Vertrag von 2019, mit Leben zu erfüllen und zu einem starken zukunftsfähigen Europa beizutragen.

Es ist unser aller Aufgabe, diese kostbare Freundschaft zu pflegen und weiterzuentwickeln. Oberbürgermeister Uwe Conradt

Uwe Conradt: „Deutschland und Frankreich haben aus den leidvollen Erfahrungen der vergangenen beiden Jahrhunderte ihre Lehren gezogen und sind sehr gute Nachbarn geworden. Es ist unser aller Aufgabe, diese kostbare Freundschaft zu pflegen und weiterzuentwickeln, damit auch die zukünftigen Generationen in einem friedlichen und freiheitlichen Europa leben können. Saarbrücken und Metz werden auf jeden Fall ihren Beitrag dazu liefern.“

Oberbürgermeister besuchten bikulturelle Schule in Metz

Auf dem Programm stand der gemeinsame Besuch der Ecole primaire de la Seille in Metz. Diese Grundschule ist seit dem vergangenen Jahr eine anerkannte bikulturelle Schule, die ein vertieftes Angebot zum Erlernen der deutschen Sprache anbietet: Zweisprachigkeit mit vertieftem Deutschunterricht bis hin zum Unterricht in deutscher Sprache in Rechnen, naturkundlichen und geografischen Fächern. Die Schülerinnen und Schüler begrüßten die beiden Oberbürgermeister mit einem Lied und nutzten die Gelegenheit, ihnen eine Reihe von Fragen zu stellen.

Uwe Conradt lobte die Schülerinnen und Schüler und betonte: „Es ist ungemein wichtig, die Sprache und Kultur des Nachbarn zu lernen, um miteinander zu reden. Wir leben auf engem Raum zusammen und haben so die Chance, gemeinsam unsere Zukunft zu gestalten.“ 

Die deutsch-französische Freundschaft, die sich symbolisch in der Freundschaft zwischen Saarbrücken und Metz widerspiegelt, ist eine stabile Brücke. François Grosdidier, Oberbürgermeister von Metz

François Grosdidier fügte hinzu: „Die deutsch-französische Freundschaft, die sich symbolisch in der Freundschaft zwischen Saarbrücken und Metz widerspiegelt, ist eine stabile Brücke, die auf Verständnis, Vertrauen und gegenseitigem Respekt aufbaut. Sie schweißt unsere beiden Städte und ihre Bürgerinnen und Bürger fest zusammen durch eine Vielfalt an Projekten in den Bereichen Bildung, Kultur, Wirtschaft und Politik. Darin liegt unbestritten die Stärke für unsere Städte.“

Vielfältige Verbindungen zwischen Saarbrücken und Metz

Saarbrücken und Metz verbindet eine lange, wechselhafte Geschichte. Beide Städte haben ein historisches deutsch-französisches Erbe, das sich im Stadtbild an vielen Stellen widerspiegelt, zum Beispiel im Quartier Impérial in Metz oder im Deutsch-Französischen Garten in Saarbrücken.

Saarbrücken ist die einzige deutsche Landeshauptstadt mit nationaler Grenze zu Frankreich. Rund ein Viertel der Stadtgrenze ist gleichzeitig Staatsgrenze, die Stadt ist Sitz zahlreicher deutsch-französischer Institutionen, das Alltagsleben zwischen Saarbrücken und den lothringischen Kommunen hat sich in den letzten 30 Jahren so entwickelt, dass die Menschen täglich die Grenze überqueren und sie nicht mehr als etwas Trennendes wahrnehmen.

Die Stadt Metz ist als nächstgelegenes französisches Zentrum ein wichtiger Partner der Landeshauptstadt Saarbrücken. Beide Städte arbeiten seit vielen Jahren im Rahmen des Städtenetzes QuattroPole im Zentrum der Großregion zusammen. Darüber hinaus gibt es auch bilateral viele Berührungspunkte und gemeinsame Interessen.

Schon seit 1978 bieten das deutsch-französische Hochschulinstitut (DFHI) an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes und das Partnerinstitut ISFATES der Université de Lorraine integrierte binationale Studiengänge an, über 3300 Absolventinnen und Absolventen haben seitdem internationale Karrieren angetreten. Das Ende der 80er Jahre gegründete World Trade Center Metz-Saarbrücken bietet Unternehmen eine gemeinsame Plattform zur internationalen Kooperation.

Beide Großstädte haben eine übergeordnete Bedeutung: Sie verfügen über ICE-TGV-Anbindungen, bieten als Hochschulstandorte und wirtschaftliche Zentren Arbeitsplätze sowie ein attraktives Einkaufs-, Kultur- und Freizeitangebot. Mit den für Ende 2024 angekündigten verbesserten Verkehrsanbindungen und Taktungen rücken beide Städte noch näher zusammen.

Hintergrund

Der sogenannte Élysée-Vertrag beinhaltet eine weitreichende Zusammenarbeit von Frankreich und Deutschland in politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Fragen. Nach der jahrhundertelangen Rivalität und militärisch ausgetragener Gegnerschaft bildete der Élysée-Vertrag einen Meilenstein in der deutsch-französischen Verständigungspolitik nach dem Zweiten Weltkrieg und formulierte das Ziel, eine einzigartige und beispielhafte Beziehung zu entwickeln. Ein konkretes Ergebnis dieses Vertrages war die Schaffung des Deutsch-Französischen Jugendwerks im Juli 1963.

Um sich gemeinsam den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu stellen, haben Deutschland und Frankreich am 22. Januar 2019 den „Vertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit und Integration“, kurz Aachener Vertrag, geschlossen. Er knüpft an die Tradition des Élysée-Vertrags an, der weiterhin seine volle Geltung behält.

Der neue Vertrag unterstützt unter anderem Begegnungen und den Austausch über einen gemeinsamen Bürgerfonds, der Bürgerinitiativen und Städtepartnerschaften fördern und unterstützen soll. Um das tägliche Leben der Bürgerinnen und Bürger in den Grenzregionen zu verbessern, sollen lokale Akteurinnen und Akteure die Möglichkeit bekommen, konkrete und praktische Lösungen auszuarbeiten.

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Ein Pressefoto steht für redaktionelle Zwecke unter Angabe der Quelle „Landeshauptstadt Saarbrücken“ kostenfrei zur Verfügung.