Dienstag, 25. Oktober 2022

Stadt und ihre Gesellschaften starten Kampagne „Mensch im Dienst. Respekt zeigen – fair bleiben“

Die Landeshauptstadt Saarbrücken (LHS) und die städtischen Gesellschaften haben es sich zur Aufgabe gemacht, gemeinsam gegen jegliche Form der Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst vorzugehen.

Plakatmotiv der Kampagne "Mensch im Dienst" - Jungen/Thönes

Plakatmotiv der Kampagne "Mensch im Dienst" - Jungen/Thönes

Plakatmotiv der Kampagne "Mensch im Dienst" - Jungen/Thönes

Vor dem Hintergrund zunehmender Vorfälle starten sie am Dienstag, 25. Oktober, die crossmediale Kampagne unter dem Motto „Mensch im Dienst. Respekt zeigen – fair bleiben“.

"Wir werden Gewalt, ganz gleich welcher Art, niemals tolerieren." OB Conradt

Im Mittelpunkt der Kampagne, die für ein respektvolles und faires Miteinander wirbt, stehen Beschäftigte der Stadt, die von ihren konkreten Erfahrungen berichten.

„Unsere Kolleginnen und Kollegen dienen Tag für Tag der Allgemeinheit. Ganz gleich, ob bei der Feuerwehr, der Stadtreinigung, in den Kitas, beim Kommunalen Ordnungsdienst, im Klinikum, in der Saarbahn oder in den Publikumsämtern: Die Menschen, die dort im Einsatz sind, gewährleisten, dass der Alltag der Bürgerinnen und Bürger funktioniert. Sie sind der Garant für die Daseinsvorsorge und damit für eine funktionierende Stadt. Dennoch sind unsere Beschäftigten zunehmend Opfer körperlicher und verbaler Gewalt. Diese Gewalt verletzt und belastet. Die Gewalt richtet sich immer auch gegen die Institution und den Staat selbst. Wir werden Gewalt, ganz gleich welcher Art, niemals tolerieren und erwarten Respekt und Fairness im Umgang mit unseren Beschäftigten“, erklärt Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt.

"Die Kampagne zeigt auf, wie man sich fühlt, wenn man ständig und stetig verhöhnt wird und trotzdem weitermacht." Jürgen Wambach, Kommunaler Ordnungsdienst

Das sagen die Beschäftigten zur Kampagne

„Diese Kampagne trifft genau den Punkt. Sie zeigt auf, wie man sich fühlt, wenn man ständig und stetig verhöhnt wird und trotzdem weitermacht, weil man an den Sinn des Jobs glaubt und ein positives Endergebnis erreichen will“, sagt Jürgen Wambach zu der Kampagne. Er ist für den Kommunalen Ordnungsdienst täglich auf der Straße im Einsatz und ein Gesicht der Kampagne.

„Vor meiner Tätigkeit im Standesamt konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich für die Ausübung meiner Arbeit ein Selbstschutztraining brauchen werde." Dustin Zahler, Standesamt

„Vor meiner Tätigkeit im Standesamt konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich für die Ausübung meiner Arbeit ein Selbstschutztraining brauchen werde. Es ist aber leider so, aus diesem Grund beteilige ich mich an der Kampagne“, sagt Dustin Zahler, Mitarbeiter im Saarbrücker Standesamt und ebenfalls ein Gesicht der Kampagne.

„Ich beteilige mich gerne an der Kampagne, weil ich mich mit allen Kolleginnen und Kollegen, die Gewalt erleben, egal in welcher Form, verbunden fühle." Manuel Klotz, Telefonservicecenter

„Ich beteilige mich gerne an der Kampagne, weil ich mich mit allen Kolleginnen und Kollegen, die Gewalt erleben, egal in welcher Form, verbunden fühle. Ich möchte meinen Beitrag leisten, die Menschen, die eben jene Gewalt ausüben, dahingehend zu sensibilisieren. Unsere Bürgerinnen und Bürger verdienen, dass wir einen hohen Qualitätsanspruch in unserem Service an uns selbst haben, dem wir jeden Tag gerecht werden wollen. Im Gegenzug verdienen aber auch die Bediensteten der Stadtverwaltung mit Respekt behandelt zu werden“, sagt Manuel Klotz, Mitarbeiter des Telefonservicecenters der Landeshauptstadt und weiteres Gesicht der Kampagne.

„Wir als Personalrat weisen seit zehn Jahren auf die Präsenz von Gewalt gegen Beschäftigte hin. " Leslie Poure, Personalratsvorsitzende

Entwicklung der Kampagne in enger Abstimmung mit Personalrat

Die Kampagne ist in enger Zusammenarbeit mit dem städtischen Personalrat entwickelt worden und wurde mit den städtischen Gesellschaften und deren Betriebsräten abgestimmt.

Die Personalratsvorsitzende der Landeshauptstadt, Leslie Poure, sagt: „Wir als Personalrat weisen seit zehn Jahren auf die Präsenz von Gewalt gegen Beschäftigte hin. Jüngste Ereignisse und die Häufung von Gewalt gegen Beschäftigte zeigen deutlicher denn je, wie wichtig dieses Thema ist und wie notwendig und dringend gehandelt werden muss. Daher muss es neben klaren Verfahrensabläufen auch eine eindeutige gemeinsame und von allen gelebte Linie geben. Wir setzen als Landeshauptstadt Saarbrücken ein klares Zeichen: Wir tolerieren keine Gewalt – ganz gleich welcher Art – und werden konsequent gegen diese vorgehen. Wir wollen eine gewaltfreie Stadtverwaltung.“

Hintergrund und Zahlen

Bereits im März 2021 haben der Personalrat und der Oberbürgermeister eine Dienstvereinbarung zum Schutz der Beschäftigten getroffen. Grundlage ist das sogenannte „Aachener Modell‟. Mit diesem werden seither Übergriffe verwaltungsweit erfasst und entsprechend ihrer Schwere eingeordnet. Durch eine kontinuierliche Analyse der Vorfälle können konkrete Gegenmaßnahmen besser koordiniert und umgesetzt werden.

Eine Auswertung für die Stadtverwaltung und ihre Eigenbetriebe hat ergeben, dass unangemessenes Verhalten und Pöbeleien gegenüber den Beschäftigten in den Bereichen mit Publikumskontakt (Zentraler Kommunaler Entsorgungsbetrieb, Ordnungsamt, Bürgerämter etc.) an der Tagesordnung ist. Solche Vorfälle werden durch die Beschäftigten in der Regel aufgrund ihrer kommunikativen, sozialen und fachlichen Kompetenzen sowie angebotener Schulungen selbst deeskalierend gelöst.

Von Beschimpfungen bis zum Einsatz von Schusswaffen

Allein die Beschäftigten der Stadtverwaltung und ihrer Eigenbetriebe haben in diesem Jahr bereits 24 Vorfälle gemeldet, die über bloßes unangemessenes Verhalten hinausgehen. Sie reichen von Beschimpfungen und Beleidigungen über Sachbeschädigungen, Nötigungen und Bedrohungen bis hin zu körperlichen Übergriffen, so wurden z. B. Beschäftigte im Rettungsdienst geschlagen und getreten. In einem weiteren Fall war sogar eine Schusswaffe gegen Beschäftigte des Kommunalen Ordnungsdienstes im Einsatz, sodass sie über mehrere Stunden in einer extremen Bedrohungssituation waren.

Die Landeshauptstadt prüft in Fällen von körperlicher Gewalt und Bedrohungen gegen die Beschäftigten die Stellung einer Strafanzeige und eines Strafantrages. Betroffene können zudem eine Sozialberatung als erste Anlaufstelle nutzen. Gegebenenfalls werden nach einem Gewaltvorfall bei Bedarf in Abstimmung mit den jeweiligen Fachbereichen Gegenmaßnahmen ergriffen, zum Beispiel besondere Zugangsbeschränkungen zu den Dienststellen oder Notknöpfe, um Unterstützung zu rufen. Die Landeshauptstadt hat zudem präventive Angebote geschaffen. Hierzu zählen beispielsweise ein spezielles Selbstschutztraining oder Schulungen zum Umgang mit konfliktbeladenen Situationen.

Auch Gesellschaften betroffen: Allein zehn Übergriffe in Bussen und Saarbahn

Auch in städtischen Gesellschaften kommen Übergriffe auf Beschäftigte regelmäßig vor. Allein die Kolleginnen und Kollegen der Saarbahn GmbH sind in diesem Jahr bereits zehn Mal Opfer von gewaltsamen Übergriffen in Bussen und Bahn geworden.

Im Anschluss an die Dienstvereinbarung hatte die LHS ihre Bemühungen daher auf ihre städtischen Gesellschaften ausgeweitet. Im Februar dieses Jahres haben die Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer der städtischen Gesellschaften und Oberbürgermeister Uwe Conradt eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, in der sie sich unter anderem dazu verpflichten, entschieden, gemeinsam und konsequent gegen jede Form von Gewalt gegen Beschäftigte einzutreten. Die Ausarbeitung der aktuellen Kampagne war damals als ein weiteres Ziel in der Erklärung formuliert.

Kampagne ist crossmedial angelegt

Die Kampagne ist crossmedial angelegt. Es werden in den kommenden Wochen Plakate in Saarbrücken zu sehen sein und die digitalen Stadtinformationsanlagen mit der Kampagne bespielt. In Vorbereitung sind zudem Aktionen in den sozialen Medien, unter anderem Video-Interviews mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die aus ihrem Alltag berichten. 

Mehr zur Kampagne unter: www.saarbruecken.de/MenschimDienst

Pressedownload

Plakatmotive zu der Kampagne stehen für redaktionelle Zwecke unter Angabe der Quelle „Landeshauptstadt Saarbrücken“ kostenfrei zur Verfügung.