Webcomic „Lücken – eine (bio)grafische Spurensuche“ ist online verfügbar
Als Vermittlungsprojekt zum Denkmal „Band der Erinnerung“, dem namentlichen Gedenken an die deportierten und ermordeten saarländischen Jüdinnen und Juden, ist der Webcomic „Lücken – eine (bio)grafische Spurensuche“ entstanden.
Das Kulturamt der Landeshauptstadt Saarbrücken hat den Webcomic in Zusammenarbeit mit dem K8 Institut für strategische Ästhetik und dem Illustrator Jakob Hinrichs veröffentlicht. Als Mittel zur geschichtlichen Aufklärung richtet er sich insbesondere an Jugendliche und junge Erwachsene, um sie für jüdisches Leben in der Landeshauptstadt zu sensibilisieren. Interessierte können den Webcomic auf der Webseite erinnern.saarbruecken.de/webcomic lesen.
Zwischen Gegenwart und Vergangenheit
Um das nationalsozialistische Unrecht beispielhaft zu veranschaulichen, wurden für den Webcomic zwei Lebensläufe mit engem Bezug zur heutigen Landeshauptstadt Saarbrücken ausgewählt und aufbereitet. Mit Unterstützung des Stadtarchivs und des Landesarchivs Saarland hat das K8 Institut für strategische Ästhetik biografische Daten aus den Landesentschädigungsakten gesammelt und diese in die Erzählung des Webcomics eingebunden.
Der Platz vor der Saarbrücker Synagoge und das neue Denkmal „Band der Erinnerung“ stellen den Ausgangspunkt der Zeitreise dar. In der Erzählung werden verschiedene Saarbrücker Orte mit Geschichten aus der Vergangenheit verknüpft.
Friedel Heilbronner und Ladislaus Gray
Die Ausgestaltung der Handlung im Webcomic ist angelehnt an die ausgewählten Biografien, sie enthält jedoch auch fiktionale Elemente. In der Saarbrücker Bahnhofstraße wird das damalige, vom jüdischen Kaufmann Leo Oppenheimer gegründete Textilgeschäft Bamberger & Hertz vorgestellt. Der Sohn der Familie Oppenheimer wurde unter dem Namen Max Ophüls ein berühmter Regisseur. Im Webcomic wird über die Tochter der Familie Oppenheimer, Friedel Heilbronner, ausführlicher erzählt. Unter anderem geht es darum, auf welchen Wegen ihrer Familie 1933 die Ausreise nach Frankreich gelang und wie die Familie 1941 angesichts der Verfolgung weiter nach Argentinien fliehen konnte.
Detaillierte historische Informationen
Im Webcomic erfahren Leserinnen und Leser auch von der früheren Synagoge in Saarbrücken und ihrer Zerstörung am 9. November 1938 in der sogenannten Reichskristallnacht. Erwähnt wird zudem ein Bericht der Saarbrücker Zeitung vom 11. November 1938, der verdeutlicht, wie stark der Antisemitismus zu dieser Zeit entwickelt war.
Darüber hinaus informiert der Webcomic über die Deportationen der Wagner-Bürckel-Aktion 1940 und beschreibt deren Weg vom Gefangenenlager im südfranzösischen Gurs über das Durchgangslager Drancy in die Vernichtungslager im Osten. Weiterführende Hinweise laden zum Nachlesen und eigenen Recherchieren ein.