Mittwoch, 20. März 2024

Neues Mahnmal für verfolgte Sinti und Roma: Entwurf ist ausgewählt

Der Stadtrat der Landeshauptstadt Saarbrücken hat sich in seiner Sitzung am Dienstag, 19. März, mit dem geplanten Mahnmal zum Gedenken an die Opfer der Verfolgung von Sinti und Roma befasst.

Visualisierung des Mahnmals "Nachhall" - Frauke Eckhardt

Visualisierung des Mahnmals "Nachhall" - Frauke Eckhardt

Visualisierung des Mahnmals "Nachhall" - Frauke Eckhardt

Das Gremium hat entschieden, dass die Künstlerin Frauke Eckhardt ihren Entwurf „Nachhall – Sie lebten in unserer Mitte“ umsetzen soll. Sie hat sich mit ihrem künstlerischen Konzept gegen weitere Einreichungen im Rahmen einer vorangegangenen Mehrfachbeauftragung an Kunstschaffende durchgesetzt, die vom städtischen Kulturamt in Zusammenarbeit mit der Kunstkommission der Landeshauptstadt Saarbrücken initiiert worden war. Dem fertiggestellten Entwurf gingen zahlreiche Abstimmungsgespräche mit verschiedenen Beteiligten voraus.

Dr. Sabine Dengel, Dezernentin für Bildung, Kultur und Jugend: „Die Landeshauptstadt Saarbrücken erhält mit diesem Mahnmal ein weiteres wegweisendes Element im Rahmen ihres erinnerungspolitischen Gesamtkonzepts. Der Gedenkort regt auf verschiedenen Ebenen und mit unterschiedlichen Medien zu Reflexion und Begegnung mit der Kultur und Geschichte der Sinti und Roma an. Es werden nicht nur Informationen vermittelt, sondern Besucherinnen und Besucher können das Mahnmal und sein Umfeld auch mit ihren Sinnen erleben und interaktive Elemente nutzen, um sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Ich freue mich, dass die umfangreichen Abstimmungsprozesse letztendlich zu einem ästhetisch gelungenen und würdigen Mahnmal geführt haben.“

Diana Bastian, Vorsitzende des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Saarland e.V.: „Sinti und Roma waren und sind Bürger aus der Mitte der Gesellschaft. Daher ist es uns wichtig, dass dieses Mahnmal ein Ort zum Verweilen für alle Bürgerinnen und Bürger ist.“

Standort mit historischem Bezug im Echelmeyerpark

Das Mahnmal zum Gedenken an die Opfer der Verfolgung von Sinti und Roma soll in unmittelbarer Nähe zur Kirche St. Michael und eingebettet in die Grünflächen des Echelmeyerparks seinen Platz finden. In der Kirche war zwischen 1927 und 1933 Pfarrer Arnold Fortuin als Kaplan tätig. Dieser erreichte bundesweite Bekanntheit als Seelsorger der Sinti und Roma. Durch seine Seelsorgedienste kam er mit Saarbrücker Familien der Sinti und Roma in Kontakt, richtete im Pfarrheim der Kirche eine Schule für sie ein und entwickelte eine enge Verbundenheit zu ihnen.

Der Entwurf „Nachhall – Sie lebten in unserer Mitte“ von Frauke Eckhardt sieht vor, dass an der ausgewählten Stelle im Echelmeyerpark ein neuer, kreisförmiger Platz als Ort der Besinnung und lebendigen Erinnerung entsteht. Eine skulpturale Installation aus Bronze in der Mitte wird von drei steinernen Segmentbögen umrahmt werden. Sie dienen als Reflexionsflächen für den Schall innerhalb des Platzes und fassen ihn akustisch.

Den Gedenkort wird eine halbhohe grüne Hecke umgeben. Bei der Gestaltung wird außerdem mit Ziergräsern, saisonal blühenden Blumen und Pflasterbändern gearbeitet, die wie sich ausbreitende Schallwellen weitere Kreise in den Park ziehen sollen. Entlang des bestehenden Weges soll eine Stele errichtet werden, die zusätzliche Informationen in Form von Texten und Audiodateien bereitstellt. Mit rund 90 Quadratmetern Fläche bietet der Gedenkort ausreichend Platz, um die pädagogische Arbeit des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Saarland zu unterstützen und Schulklassen sowie größeren Gruppen als Raum der Begegnung zu dienen.

Die Kosten zur Realisierung des künstlerisch gestalteten Gedenkortes betragen rund 175.000 Euro und werden vom Kulturamt der Landeshauptstadt Saarbrücken übernommen.

Mahnmal als Kunstwerk sowie Ort der Erinnerungskultur, Begegnung und Bildung

Frauke Eckhardt: „Die Mitte des Gedenkorts wird von einer skulpturalen Installation aus Bronze umfasst. Drei radial geformte Segmente umkreisen in verschiedenen Größen die imaginierte Leere, versuchen sie zu fassen. Dabei ist nicht ihr Material das wesentliche, bedeutende Element, sondern das nicht Fassbare, das nicht Begreifbare – es ist die Leere, der Verlust jedes einzelnen, geliebten Menschen, der Verlust ihrer Stimmen und der gemeinschaftlich gelebten kulturellen Identität, welche die zentrale Mitte des Gedenkorts formt. Die skulpturale Setzung kann nur Fassung und bewahrende Hülle sein für die Imagination, die Erinnerung, die sich füllt mit innerer Anteilnahme und die bestenfalls zu gelebter Toleranz und Nächstenliebe führt. Sie kann keine gemeißelten Antworten bieten, sie kann Fragen aufwerfen und zu einer Erinnerungskultur der aktiven Teilhabe und Begegnung ermutigen.“

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Pressefotos stehen für redaktionelle Zwecke unter Angabe der Quelle „Frauke Eckhardt“ kostenfrei zur Verfügung.