Kolumne des Oberbürgermeisters
Oberbürgermeister Uwe Conradt - LHS
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Oberbürgermeister Uwe Conradt - LHS
Lernen aus den Krisen: Gesellschaft zusammenhalten – Respekt und Solidarität für Kommunen
Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren übernahm die Landeshauptstadt Saarbrücken eine Aufgabe von besonderer Tragweite: die Verteilung von nahezu einer Million Schutzmasken an die Bürgerinnen und Bürger. Rund 70 Ausgabestellen wurden in kürzester Zeit eingerichtet und betrieben.
Während die Masken vom Land bereitgestellt wurden, lag die logistische Durchführung vollständig in unserer Verantwortung. Was auf den ersten Blick einfach erscheinen mag, stellte sich als enorme Herausforderung heraus: Zwischen der Bekanntgabe und dem Start der Verteilung lagen lediglich vier Tage – einschließlich eines Wochenendes.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind bis heute spürbar. Unternehmen, das Gesundheitssystem und das soziale Miteinander wurden auf eine harte Probe gestellt. Leider mussten wir auch erleben, dass an manchen Stellen Vertrauen nachhaltig erschüttert wurde – ein Vertrauen, dessen Wiederherstellung uns bis heute nur teilweise gelungen ist. Diese Entwicklung muss uns Ansporn und Mahnung zugleich sein.
Die Pandemie war nur der Auftakt für eine Reihe von „Belastungsproben“: der Krieg in der Ukraine, die Flüchtlingsaufnahme, die Energiekrise und – spezifisch für unsere Region – die Naturkatastrophe an Pfingsten. Jede dieser Krisen erforderte nicht nur organisatorische Höchstleistungen, sondern auch immense menschliche und gesellschaftliche Kraftanstrengungen. Diese Leistungen zeugen von außerordentlicher Einsatzbereitschaft, Flexibilität und einem gelebten Dienst am Gemeinwohl von allen, die beteiligt sind – eine zentrale Funktion übernehmen die Kommunen.
"Der Erfolg bei der Bewältigung von Krisen entscheidet sich in den Kommunen und Landkreisen. " Uwe Conradt
Dank unserer besonderen Rolle als Untere Katastrophenschutzbehörde im Regionalverband sowie der Schlagkraft unserer Großstadtverwaltung und des Stadtkonzerns konnten wir in Saarbrücken Leistungen erbringen, die in Deutschland nicht selbstverständlich waren, zum Beispiel:
- einzige deutsche Großstadt mit einer flächendeckenden Maskenverteilaktion
- Betrieb eines deutsch-französischen Testzentrums
- Etablierung von Impfbus und Impfstation
- Initiativen wie „Mental Health City“ zur psychischen Gesundheitsvorsorge
- Abfuhr von 10.000 Kubikmetern hochwasserbedingtem Sperrmüll in wenigen Tagen
Unabhängig von Sonderaufgaben bleibt eine zentrale Erkenntnis: Der Erfolg bei der Bewältigung von Krisen entscheidet sich in den Kommunen und Landkreisen.
Leider geht es Kommunen und Landkreisen derzeit nicht gut, auch uns in Saarbrücken nicht. Wir ächzen unter enormen neu auflaufenden Defiziten. Den weitgehend nicht gegenfinanzierten Aufgabenzuwachs, den wir in den letzten Jahren erlebt haben, verbuche ich unter dem Kapitel „Respektlosigkeit“.
Doch ich kann es dabei nicht belassen, denn wo die Menschen leben, arbeiten und auf Unterstützung angewiesen sind, wird Krisenfestigkeit konkret und diese Krisenfestigkeit ist in Gefahr. Dies muss von Bund und Ländern verstanden werden. Die kommunalen Verbände weisen auf die Lage derzeit intensiv, aber weitgehend ungehört hin. Deshalb brauchen wir auch „Sie“ – unsere Bürgerinnen und Bürger, denn wenn Kommunen ihre Leistungen einschränken, hat dies Auswirkungen auf Ihr Leben. Daher mein Werben für ein stärkeres Bewusstsein für „Respekt und Solidarität“ für unsere Kommunen und deren Leistungen.
Uwe Conradt
Oberbürgermeister