Kolumne des Oberbürgermeisters

In seiner Kolumne berichtet Oberbürgermeister Uwe Conradt regelmäßig über aktuelle Themen und das Stadtgeschehen. 

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Oberbürgermeister Uwe Conradt - LHS

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Ein Jahr nach dem Pfingsthochwasser: Saarbrücken handelt – auch wenn’s kompliziert wird

Vor einem Jahr, am Pfingstwochenende 2024, traf das Hochwasserereignis unsere Stadt mit voller Wucht. Innerhalb weniger Stunden verwandelten sich Bäche in reißende Flüsse, Keller liefen voll, Hänge gerieten ins Rutschen. Für viele Bürgerinnen und Bürger war es ein einschneidendes Erlebnis.

Die Stadt rief die Großschadenslage auch für den Regionalverband aus, koordinierte unter Hochdruck Hilfsmaßnahmen, hunderte Einsatzkräfte und freiwillige Helferinnen und Helfer.

Auch Nachbarschaften, zahlreiche Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter, unser ZKE, unsere Stadtwerke und viele Spontanhelferinnen und -helfer waren pausenlos im Einsatz – ein eindrucksvolles Zeichen des Zusammenhalts in Zeiten der Krise.

Doch ein Jahr danach zeigt sich auch: Der Wiederaufbau nach der Katastrophe ist nicht allein eine Frage des Wollens – sondern leider auch des Dürfens.

"Gerade nach extremen Wetterereignissen müssen pragmatische Lösungen möglich sein." Uwe Conradt

Wenn nach Hangrutschen fünf oder gar sieben naturschutzrechtliche Anträge gestellt werden müssen, um Hänge wieder abzusichern, dann stimmt etwas nicht. Natürlich gilt es, Umweltbelange ernst zu nehmen – das tut Saarbrücken ausdrücklich.

Aber gerade nach extremen Wetterereignissen müssen pragmatische Lösungen möglich sein. Wer die Menschen schützen will, muss auch ermöglichen, dass Schutz schnell und effektiv gebaut werden kann. Dieser Forderung hat sich jüngst auch das Präsidium des Deutschen Städtetags angeschlossen.

Ein weiteres Problem, das uns lähmt, ist Perfektionismus. Statt auf Basis der gängigen Simulationsmodelle und der gezeigten realen Schäden unbürokratisch Maßnahmen zu fördern, will man nun zunächst die Kommunen zwingen, ein umfassendes Hochwasserschutzkonzept zu erstellen, bevor Fördergelder fließen.

Was gut klingt, bedeutet jahrelange Verzögerung. Die Realität entlang des Fischbachs oder Saarbachs ist eine andere: Dort brauchen die Menschen nicht in Jahren, sondern möglichst bald Maßnahmen – greifbar, sichtbar, wirksam. Saarbrücken ist bereit, sie umzusetzen. Was fehlt, ist der flexible Rahmen dafür.

Saarbrücken hat in der Krise Stärke bewiesen – mit gut koordinierten Einsätzen und Hilfe in den Tagen und Monaten danach, und wir sind auch heute da für die Menschen mit offenem Ohr und offener Tür.

Kommunen wie unsere tragen in der Krise Verantwortung für das Ganze – sie sind keine Bittsteller. Wer erwartet, dass wir in Katastrophenfällen führen, koordinieren und handeln, muss uns im Alltag die Mittel und den Entscheidungsspielraum dazu geben. Das heißt auch: weniger bürokratische Hürden und mehr Vertrauen in kommunale Kompetenz.

In diesen Tagen schauen wir zurück auf ein Jahr Pfingsthochwasser. Mit Dankbarkeit und Stolz auf das, was geleistet wurde, aber auch im Bewusstsein, dass die nächste Wetterlage nicht fragt, ob ein Konzept fertig ist – sondern ob wir vorbereitet sind.

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Uwe Conradt
Oberbürgermeister

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